Hallo Yadzia!
Ich kann Dir als betroffene Mutter und auch als Sonderpädagogin nur dringendst raten, Deinem Kind Gebärden oder sonstigen Maßnahmen der Unterstützen Kommunikation anzubieten!!! Wie kommuniziert die Kleine denn zur Zeit?
Macht sie schon irgendwelche Gesten ( "da" zeigen, WInke-winke, komm, nein, ja, Kußhand )? Es ist soooo wichtig für jeden Menschen, sich auch ohne Lautsprache mitteilen zu können und vom Umfeld verstanden zu werden. Es ist meiner Meinung nach ein Hauptmotor für jede weitere Entwicklung.
Manche Laien ( und leider auch Logopäden ) haben die irrige Vorstellung, Gebärden würden die Sprache fürs Kind überflüssig machen. Im Gegenteil ist es vielmehr so, dass der Einsatz von lautsprachbegleiteten Gebärden auch das "richtige" Sprechen sehr fördert, wie ich voller Glück an unserem kleinen Sahnehäubchen ( und auch aktuell im Dienst bei einem Jungen mit Down-Syndrom ) beobchten kann. Man muß dabei mit dem Kind ganz normal in einfachen Sätzen sprechen ( sich dabei wenn möglich am aktuellen Interesse des Kindes orientieren ) und die "Schlüsselworte" mit Gebärden unterstützen. Wenn ein Kind motorisch halbwegs fit ist, Spaß am Nachahmen und einen ausreichend weit entwickelten kognitiven Stand hat, so wird es die Gebärden interessant finden und sicher auch versuchen, diese selbst zu machen. Das muß natürlich auch bei ungenauer Ausführung als Geste erkannt und sofort positiv verstärkt werden. Es gibt viele einfache Spielideen, die man auch mit Gebärden umsetzen kann ( z.B. Reime, Lieder, Bücher, Rollenspiele ). Speziell für Kinder mit geistigen und motorischen Entwicklungsverzögerungen wurde vor einigen Jahren die "Gebärden-Unterstütze-Kommunikation" ( "GUK" ) entwickelt, eine Kartei mit möglichst einfachen Worten, Abbildungen und Gebärdenkarten, die es auch für den PC gibt. Die offizielle Gebärdensprache für Gehörlose ist nämlich oft motorisch zu komplex und inhaltlich zu abstrakt.
Anfangs wird die Kommunikation mit Gebärden sicher eine Art Geheimsprache, die nur Eingeweihte verstehen. Aber das läßt sich ja ausbauen: Freunde, Familie und Kindergarten bekommen eine individiuell erstellte Mappe zum lernen - was den meisten sogar ne Menge Spaß macht. Bei Hannah ist es tatsächlich heute so, dass sie nach langer Gebärdenzeit nun immer mehr Laute lernt, zu ersten gesprochenen Halb-Worten und Sätzen verbindet ( was oft noch nicht jeder auf Anhieb versteht ) und dass die Gebärden nach und nach an Bedeutung verlieren und immer weniger von ihr gebraucht und benutzt werden.
Alternativ kann man übrigens auch mit Bildkarten, elektronischen Kommunikationshilfen ( "Talker" ), ganzheitlicher Schriftsprache oder mit konkreten Ankündigungsgegenständen arbeiten - je nach Fähigkeiten und Interessen des betroffenen Menschen. Aber man sollte neben der weiter zu fördernden Lautsprache unbedingt einen alternativen Kommunikationskanal für sein Kind ausprobieren. Ich kann Dich nur von Herzen dazu ermuntern, es zu probieren! Und zur Not eine logopädische Praxis zu suchen, die mitzieht!
Alles Gute wünscht
Anne
P.S.: Hannah toleriert das Sprechventil auch erst, nachdem wir vor einem Jahr darauf bestanden haben, dass sie eine kleinere Kanüle ( und somit mehr Nebenluft ) bekommt. Vorher war es ihr physikalisch gar nicht möglich, ausreichend Luft durch die Stimmritzen zu leiten.